Wie ich gerade auf SEO-United und eben auch selbst per E-Mail erfahren habe (Post von Google), will und wird Google in einigen Tagen einen deutlichen Schritt in Richtung „Ver(schlimm)besserung“ seines Angebotes Google Adsense durchführen – durch „Behavioral Targeting“! Interessant ist, daß Google die Adsense-Nutzer gleich mehrfach in der E-Mail darauf hinweist (vielleicht weil man sich selbst nicht sicher ist ob die Sache „koscher“ ist?), daß man seine Nutzer in Sachen Datenschutzbestimmungen aufklärt soll, daß ihnen bald „interessenbezogene Werbung“ präsentiert wird, statt der bisherigen Werbung, die sich überwiegend aus dem Content bzw. Inhalt einer besuchten Website ergeben hat. So wird die Umstellung laut Google aussehen: Mithilfe der Arten von Webseiten, die Nutzer innerhalb des Google Content-Werbenetzwerks aufrufen, entwickelt Google Interessenkategorien. Beispiel: Falls ein Nutzer eine Reihe von Sportseiten besucht, wird er der Interessenkategorie „sportbegeistert“ hinzugefügt.
Klingt soweit noch recht harmlos. Spannend dürfte dies allerdings werden, wenn der Nutzer vorher z.B. Seiten von diversen Singlebörsen (oder ähnlichen Seiten) besucht hat und nun tolle Werbung von diversen Singlebörsen auf meiner Website angezeigt bekommt. Daraus ergeben sich zwangsläufig und unumgängliche Probleme für den Nutzer und auch für den Websitebetreiber, die man äußerst kritisch betrachten sollte:
Probleme für den Nutzer:
Was passiert wenn ein Nutzer tatsächlich vorher solche Seiten wie z.B. Singlebörsen besucht hat und nun seine Partnerin nach Hause kommt und das Internet nutzt? Ich glaube kaum, daß es ihr gefallen und der Beziehung zuträglich sein wird, wenn sie nun plötzlich auf vielen Internetseiten, die Adsense verwenden, nur noch Werbeeinblendungen von Singlebörsen eingeblendet bekommt. Sofern sie von der Google-Umstellung in den Medien oder gar per E-Mail erfahren haben sollte, dürfte eine ausführliche „Diskussion“ innerhalb der Beziehung vorprogrammiert sein. Frage: Möchte der Nutzer überhaupt, daß seine Interessen gespeichert, ausgewertet und kategorisiert werden?
Problem für den Websitebetreiber:
Durch diese interessenbezogene Werbung ergeben sich – wie Google selbst geschrieben hat – ggf. Probleme mit den Datenschutzbestimmungen. Eine Vorformulierung bzw. ein Muster wie diese rechtssicher formuliert werden kann, wird nicht angeboten („Da Publisher-Websites und gesetzliche Vorschriften von Land zu Land unterschiedlich sind, können wir leider keine bestimmte Formulierung für die Datenschutzbestimmungen vorschlagen“). Man ist also auf seine eigene Weisheit angewiesen. Ob diese ausreicht, müsste man dann eventuell einfach mal riskieren. Alternativ fragt man einen Fachmann, aber nicht jeder kleine Websitebetreiber kann sich solche Dienstleistungen leisten. Ein weiteres Problem ist aus meiner Sicht die Identifikation mit der Werbung: Bisher orientierte sich die Werbung primär am Inhalt der Website. Der normale Internetnutzer und auch der Websitebetreiber konnte sich mehr oder weniger mit den Werbeeinblendungen identifizieren. Wird jetzt plötzlich Werbung für eher unseriöse Angebote eingeblendet, wirft dies ganz klar einen schlechtes und unseriöses Licht auf die Website, denn viele Nutzer werden gar nicht wissen, daß sie durch ihr Internetverhalten selbst für die Einblendungen verantwortlich sind! Frage: Möchte ich das als Websitebetreiber?
Fazit: Wenn ich es aus der E-Mail richtig herausinterpretiert habe, erfolgt die Umstellung zum 8. April 2009. Bis spätestens dahin werde ich mich ggf. nach einer Alternative zu Google Adsense umsehen, auch wenn es eigentlich Schade ist… Wie schätzt ihr die Lage ein?
[Update]
Sofern ihr Adsense auf eurer Website nutzt, solltet ihr zumindest folgende Einstellung in eurem Adsense-Konto verwenden (siehe Grafik). Fraglich bleibt nur, wie lange diese Wahlmöglichkeit bestehen bleibt und ob man dann von der Datenschutzerklärung befreit ist…