Sprichst du schon, oder tippst du noch? Das könnte die neue Leitfrage für Nutzer von Suchmaschinen wie Google & Co. sein. Denn die Voice Search, also die Suche über Sprachbefehle, wird immer beliebter. Googles Now, Apples Siri und Windows Cortana machten den Anfang. Amazon brachte mit dem Lautsprecher Echo und der integrierten Sprachassistentin Alexa das erste System, das nicht auf einem mobilen Gerät läuft, sondern speziell für den Gebrauch zuhause oder im Büro gedacht ist. Auch Google Home findet sich mittlerweile in deutschen Wohnzimmern.
Laut Google wurden 2016 in den USA bereits 20 Prozent aller Suchanfragen per Voice Search abgegeben – Tendenz steigend. Aber was bedeutet das für die Suchmaschinenoptimierung? Worauf muss geachtet werden? Wir zeigen euch, auf welche Veränderungen ihr euch einstellen müsst.
1. Siri, Cortana, Google Now & Co.: Was können die Sprachassistenten? Was ist Voice Search?
Voice Search ist, wie der Name schon sagt, eine Suche mit Hilfe der Stimme. Das Eintippen der Suchbegriffe entfällt, stattdessen werden sie ganz bequem gesprochen. Aktuelle Entwicklungen, wie die geplante Integration von „Voice Search Anfragen“ in die Google Search Console verdeutlichen, in welche Richtung die Entwicklung geht. Insbesondere Smart Speaker wie Google Home, Amazon Echo oder der angekündigte Apple HomePod gehen noch weiter. Die digitalen Assistenten können genutzt werden, um das Licht zu steuern, Notizen zu verfassen oder die neusten Nachrichten zu erfahren.
Vom Auto bis zum Kühlschrank zeigen immer mehr Hersteller, was sich mit den Home-Assistenten alles vernetzen lässt. Google Home und Amazon Echo stehen vor allem aber auch stellvertretend für die Funktionen, die man mit den beiden großen Marken verbindet: Amazon = kaufen, Google = informieren. Für komfortables Shoppen führt daher (aktuell) kaum etwas an einem Gespräch mit Amazons Alexa vorbei, für die Informationssuche ist „Okay Google“ momentan noch die passende Ansprache.
2. Der rasche Aufschwung: Wie und warum wird Voice Search genutzt?
Obwohl die Technologie schon seit einigen Jahren verfügbar ist, ist sie erst seit vergleichsweise kurzer Zeit in aller Munde. Auch durch den Hype, den die Home-Assistenten von Google und Amazon ausgelöst haben, wird Voice Search von vielen Experten als „Next Big Thing“ gesehen. Ob noch ein Jahr, fünf Jahre oder zehn Jahre – die Meinungen darüber, wann Sprachassistenten komplett im Alltag der Menschen etabliert sind und die Nutzung von Suchmaschinen radikal verändern wird, gehen auseinander. Doch dass die Sprachsteuerung auf dem Vormarsch ist, bezweifelt kaum jemand. Denn eines ist klar: die Sprachsuche vereinfacht die Suche für den Nutzer ungemein. Sobald sich die Verständnisfähigkeit der Geräte und die Möglichkeit zur Antwortübermittlung weiter verbessert haben, wird die Akzeptanz und Nutzung wohl noch deutlicher steigen.
Einer Umfrage des Unternehmens pwc zufolge, können sich 73 Prozent der Deutschen vorstellen, intelligente Lautsprecher wie Amazon Echo oder Google Home zu nutzen. 78 Prozent sehen demnach den schnellen Zugang zu Informationen als größten Vorteil. Während die meisten Menschen nur rund 40 Wörter pro Minute tippen können, liegt der Durchschnitt bei gesprochenen Wörtern bei rund 150 pro Minute. Die gesprochene Suche ist aber nicht nur schneller, sondern auch bequemer. Die Hände sind frei, eine Fokussierung auf den Bildschirm ist nicht nötig, denn gerade digitale Home-Assistenten warten quasi die ganze Zeit auf eine Ansprache.
3. Was sind die Besonderheiten einer gesprochenen Suche?
Gegenüber Suchanfragen, die per Tastatur am Computer oder auf dem Smartphone eingetippt werden, sind Anfragen über Voice Search in aller Regel deutlich länger. Statt der getippten Suche „Wetter Dresden“ wäre die entsprechende Sprachsuche beispielsweise „Wie wird das Wetter morgen in Dresden?“. Dadurch wird auch eine weitere Besonderheit offensichtlich. Voice Searches beziehen sich oft auf W-Fragen, also wer, was, wo, wann, und ähnliches. Voice Searches bei Google sind zudem viel öfter handlungsbasierte Suchanfragen als dies bei geschriebenen Suchen der Fall ist. Diese Suchanfragen ziehen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Aktion nach sich.
„Welches Restaurant in der Nähe hat jetzt geöffnet?“ oder „Wo finde ich die nächste Tankstelle?“ sind solche Beispiele. Insbesondere bei mobilen Suchen auf dem Smartphone werden Wörter wie „in der Nähe“ oder die Frage nach Kontaktdaten und Öffnungszeiten häufig verwendet. Anders als bei der klassischen Keyword-Analyse können SEO-Experten und Seitenbetreiber bislang nicht rausfinden, wonach Nutzer der Voice Search genau suchen. Google hat allerdings bereits angekündigt, diese sprachbasierten Informationen in der Google Search Console auflisten zu wollen.
4. SEO-Maßnahmen: So macht ihr Seiten fit für die Voice Search
Für SEOs und Contentschaffende erweitern sich durch die Verbreitung der Sprachsuche die Anforderungen, um Inhalte auch dafür zu optimieren. Neben „holistisch“, also umfassend und hochwertig, und „umfangreich“ kommt „handlich“ als Kriterium hinzu. Das bedeutet: Achtet auf eine saubere, also von Maschinen und Nutzern erkennbare, Struktur sowie auf schnell konsumierbare Informationshäppchen – jeweils ausgerichtet auf konkrete Fragen.
4.1. Die richtigen Fragen stellen und beantworten
Die Sprachsuche ist keine Suche mit ein oder zwei Keywords, sondern läuft eher wie eine Konversation mit Fragen und Antworten ab. Daher ist es wichtig, dass ihr den passenden Content für die Fragen der Zielgruppe zur Verfügung stellt. Für gut strukturierten Content kann ein Aufbau wie in der klassischen Rubrik FAQ hilfreich sein. Solche Bereiche können zahlreiche Fragen knapp beantworten und damit bei der Voice Search an Bedeutung gewinnen.
Anders als bei der geschriebenen Suche am Smartphone oder Computer, bei der hunderte Suchergebnisse angezeigt werden können, lesen die Home Assistenten nur eine Antwort vor. Ob die sogenannten Feature Snippets, also Platz 0 der Google-Suchergebnisse, häufiger als gesprochene Antwort der digitalen Assistenten ausgespielt werden, ist nicht bekannt. Die Vermutung liegt allerdings nahe, da dort präzise Antworten gegeben werden, die ideal zur Voice Search passen.
4.2. Longtail Optimierung statt kurzer Keywords
Wie bereits erwähnt, werden bei der Voice Search meist ganze Wortgruppen oder komplette Fragen verwendet. Statt „Damenschuh Leder günstig“ also eher „Hey Siri, zeig mir günstige Schuhläden in meiner Nähe“. Daher solltet ihr eine starre Optimierung auf einzelne Keywords vermeiden. Im Voice Search SEO sollte in Zukunft also wieder vermehrt auf longtail-Keywords, beispielsweise W-Fragen, und natürliche Sprache gesetzt werden.
4.3. Local SEO im Blick behalten
Viele Voice Searches betreffen lokale Suchen („Zeig mir günstige Schuhläden in meiner Nähe“, „Wo gibt es die beste Pizza in München-Ismaning“). Dadurch spielt Local SEO eine besondere Rolle. Dabei gehört es ebenso dazu, in Branchenverzeichnissen wie Google MyBusiness oder Bing Places for Business gelistet zu sein, wie diese Eintragungen aktuell und einheitlich zu halten. Nur so können der Nutzer und die Suchmaschine die Informationen, die sie suchen, auf die Schnelle erfassen.
4.4. Schema.org auf der Website einbinden
Um Google passende Informationen zu übergeben, ist die Auszeichnung mit Schema.org hilfreich. Das Mark-up wurde von Google, Bing und Yahoo entwickelt und wird im Code der Website hinterlegt. Dadurch können Inhalte gekennzeichnet und von Suchmaschinen leichter erkannt werden. Da ein großer Teil der Sprachsuche lokal stattfindet, ist insbesondere für die Lokale Suchmaschinenoptimierung die semantische Auszeichnung wichtig.
Fazit: Verliert Voice Search SEO nicht aus den Augen
„Okay Google“, „Hey Siri“, oder „Alexa“ – Die Sprachsuche auf Smartphones und durch Home-Assistenten wird immer beliebter und unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von der getippten Suche. Auch wenn derzeit die schriftliche Eingabe von Suchbegriffen noch die Regel ist, ist die Tendenz in Sachen Voice Search klar steigend, vor allem aus Gründen der Bequemlichkeit. Voice Search zeichnet sich durch Suchanfragen im Longtail-Bereich mit einer starken Fokussierung auf Fragen und handlungsbasierte Suchanfragen aus. Darauf müssen auch SEO-Maßnahmen eingehen. Dazu gehört unter anderem die Optimierung auf Key-Phrasen und die Zurverfügungstellung von strukturiertem und antwortbasiertem Content, wie man es aus den FAQ-Bereichen kennt.
Zum Autor: Herbert Buchhorn ist Geschäftsführer von Clicks Online Business. Mit mehr als 40 Mitarbeitern betreut die Agentur nationale und internationale Onlineprojekte von Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zu den Leistungen gehören neben Suchmaschinenoptimierung (SEO), Suchmaschinenwerbung (SEA) und eCommerce & Onlineshop Lösungen auch Content Marketing, Social Media Marketing, E-Mail Marketing sowie Conversionoptimierung. Als gefragter Experte hält er regelmäßigWorkshops rund um das Thema Online Marketing.