„Auf einem Bein kann man nicht stehen“ lautet ein altes und bekanntes Sprichwort und das gilt seit einigen Tagen deutlicher als je zuvor auch in der Suchmaschinenoptimierung, wie einige Suchmaschinenoptimierer und auch Websitebetreiber in Deutschland nach dem Penguin-Update am eigenen Leib gemerkt haben dürften. Sind solche Sprichworte nur leere Worthülsen oder ist daran doch etwas mehr dran?
Bisher waren sich viele Suchmaschinenoptimierer einig: Wer in Deutschland von „Suchmaschinenoptimierung“ spricht, meint eigentlich „Google-Optimierung“. Immerhin hat diese Suchmaschine mit ihren unmittelbaren Partnern wie T-Online, Web.de & Co, die eben diese Suchergebnisse ebenfalls in ihren Portalen ausliefern, einen Marktanteil von rund 90%. Wenn man es realistisch betrachtet, sind es vermutlich sogar um die 95%. Wir sprechen hier also von einem klassischen Monopol und Google weiß diese Marktmacht auch zu nutzen. So können sie im Prinzip agieren wie sie möchten. Funktionen hinzufügen oder streichen, Dienste hinzufügen und streichen, das Layout nach blieben ändern, etc. – und trotzdem bleiben ihnen die meisten Nutzer mangels Kenntnis über bestehende Alternativen oder einfach aus Gewohnheit und Bequemlichkeit erhalten. Und genau hier liegt das Problem: Suchmaschinenoptimierer und Websitebetreiber wie z.B. Firmen sind vom Nutzerverhalten und damit von Google abhängig.
Spätestens mit dem Penguin-Update, bei dem nicht nur zahlreiche SEO-Projekte, sondern auch viele etablierte Seiten im schwarzen Loch der Google-SERPs verschwunden sind, dürfte die Abhängigkeit auch dem letzten SEO endgültig bewusst geworden sein. Ähnlich sieht es auch Alexandra in Ihrem Blog-Artikel. Für Online-Marketer mit mehreren Projekten dürfte – sofern nicht alle Projekte vom Update betroffen sind – der Verlust einiger Projekte vielleicht noch zu verschmerzen sein. Anders sieht es jedoch bei Unternehmen aus, die in der Regel nur ein einziges großes Projekt haben. Besonders für diese dürfte diese Abhängigkeit inzwischen für Magenschmerzen und Schweißperlen sorgen. Nicht selten hängen ganze Existenzen und Geschäftsmodelle von Google ab. Der Erfolg oder Untergang vieler Projekte und Unternehmen steht und fällt immer häufiger mit Google – außer man ist ein Brand, der seinen Traffic nicht primär über Suchmaschinen generiert. Ansonsten gilt, um es etwas polemisch auszudrücken: Wenn du bei Google nicht gefunden wirst, wirst du bei Google nicht gefunden.
Mit Neid dürften daher auch viele Online-Marketer nach dem Penguin-Update zu ihren SEO-Kollegen z.B. in den USA, Russland oder China geschaut haben. Zwar ist Google auch hier eine gestandene Größe, allerdings müssen sie sich den Markt eben doch mit Mitbewerbern wie z.B. Yandex in Russland bzw. Baidu in China teilen. Genauso sieht es in den USA aus. Hier hat Google einen stattlichen Marktanteil von rund 65%, allerdings gibt es dort auch Alternativen mit durchaus interessanten Marktanteilen. Die besten Beispiele sind hier Microsofts Suchmaschine Bing sowie das Internet-Urgestein Yahoo, welche seit einigen Monaten ebenfalls die Suchergebnisse von Bing ausliefern. Zusammen kommt diese Kooperation bereits auf einen Marktanteil ordentlichen Marktanteil von etwas über 30%. Die übrigen 5% teilen sich eher kleine Suchmaschinen wie z.B. Ask und AOL.
Schaut man sich in den deutschen SEO-Blogs und SEO-Foren um, dann ist das Penguin-Update aktuell unangefochten das heißeste Thema. Selten hat man so viele Suchmaschinenoptimierer gesehen, die nach einem Update bildlich gesprochen auf dem Zahnfleisch gehen. In den USA (und in diversen anderen Ländern) dürfte es nach dem Update nicht viel anders aussehen, jedoch mit einem kleinen Unterschied: Trafficverluste können durch alternative Suchmaschinen zumindest teilweise kompensiert werden. Dieses zweite (und dritte) Standbein gibt es in Deutschland (leider noch) nicht, dabei wäre es meiner Meinung nach durchaus wünschenswert, wenn sich eine zweite Suchmaschine mit einem Marktanteil von mehr als 25% etablieren würde, denn das nächste Update kommt bestimmt. Es gab schon viele Versuche einen „Google-Killer“ auf den Weg zu bringen (wir erinnern uns z.B. an Cuil), allerdings sehe ich die größten Chancen aktuell am ehesten bei Bing. Microsoft hat genug finanzielle Mittel und Ressourcen um Bing auch in Zukunft weitere voranzubringen. Besondere Chancen um Nutzer zu einem Wechseln von Google zu Bing zu bewegen sehe ich in der Kooperation von Bing mit Facebook und Twitter und die damit anstehende Qualitätsoptimierung und „Sozialisierung“ der Suchergebnisse. Beides zusammen könnte sich in absehbarer Zeit durchaus als „Killerfeature“ erweisen.
Fazit: Ich für meinen Teil würde mir in Deutschland eine stärkere Konkurrenz zu Google wünschen, denn nur so lassen sich im Endeffekt solche Kahlschläge wie das Penguin-Update für Online-Marketer und Unternehmen halbwegs ausgleichen. Letztlich würde dies natürlich auch entsprechend Mehrarbeit bedeuten, wenn man SEO nicht nur für eine Suchmaschine betreiben muss, allerdings kann sich dieser Mehraufwand im Zweifelsfall als „Rettungsboot“ erweisen. Wie seht ihr das?